Monat: Juli 2021

Leseprobe

Leseprobe Heft Nr. 33

24 Ideen, um füreinander da zu sein

Gerade jetzt, zur Adventszeit, wächst in uns der Wunsch nach Geborgenheit und einem besinnlichen Miteinander. Es tut ja auch einfach gut, sich sozial einbezogen und verbunden zu fühlen. Doch nicht immer fällt es leicht, Nähe herzustellen. Mit unseren Anregungen wollen wir daher dazu inspirieren, einander zugewandt, mit Interesse und Verständnis zu begegnen. Schließlich ist Weihnachten das Fest der Liebe – ein Gefühl, das uns gerade jetzt zusammenhält!

1.
Immer verbunden
Freundschaften lassen sich nicht an der Regelmäßigkeit der Treffen messen. Oder an der Menge der miteinander verbrachten Zeit. Wir können uns auch über die Distanz verbunden fühlen, das Miteinander spielt sich auch in unseren Gedanken und Gefühlen ab. Denken wir wohlwollend aneinander, spüren wir Dankbarkeit für die Verbindung? Es ist schön, ein Bild, ein Gefühl oder einen Gedanken per Kurznachricht zu teilen. Trotzdem ist es wichtig, sich immer mal wieder zu verabreden: für ein ausgiebiges Telefonat, ein längeres Treffen oder sogar einen kurzen Urlaub. Wenn wir geduldig und interessiert sind, bleiben wir uns nah.

2.
Einfach ansprechen
Auch wenn wir uns häufig vor Small Talk drücken: Mit unbekannten Menschen zu sprechen macht ähnlich zufrieden wie eine Unterhaltung mit Freund:innen und Bekannten. Das fanden zwei Psychologen der Universitäten Amsterdam und Kopenhagen heraus. Schon ein kurzes, spontanes Gespräch an der Haltestelle, in der Supermarktschlange oder mit der Person hinter der Theke steigert unser Wohlbefinden und trainiert ganz nebenbei unser Einfühlungsvermögen.

Foto: Getty Images

3.
Mal wieder melden
Ja, es kostet manchmal Überwindung, ein lange aufgeschobenes Telefonat zu führen oder verspätet auf eine Nachricht zu reagieren. Aber: Die Freude über eine überraschende Kontaktaufnahme ist am anderen Ende der Leitung größer als unser schlechtes Gewissen, haben Forschende der Uni Pittsburgh herausgefunden. Es ist gut für unsere geistige und körperliche Gesundheit, wenn wir soziale Beziehungen pflegen und aufrechterhalten, auch sporadisch. Solange der Kontakt von Herzen kommt.

Weitere Ideen, wie wir einander mehr zugewandt sein können, findest du in Hygge Nr. 33.  

Hier geht’s zum Heft: 

Das erwartet dich außerdem im neuen Heft:

// Eine Geschichte in Bilder
Die Vorweihnachtszeit ist eine Zeit der Traditionen und Rituale – das feiern wir

// Du bist ein Geschenk
Mit diesen 24 Ideen holen wir uns mehr Nähe ins Leben und stärken einander und uns selbst

// Zauber der Raunächte
Was macht die Zeit „zwischen den Jahren“ so magisch und besonders?

// Kuchen gegen Kälte 
Sobald es draußen ungemütlich wird, werfen wir den Ofen an und backen Köstlichkeiten, die von innen wärmen

// Weihnachtsbäckerei
Himmlisch gute Plätzchenrezepte zum Raustrennen und Aufbewahren

// Die schönste Zeit
Influencerin Chrissi Klas liebt es, ihr Haus festlich zu schmücken mit Kerzen, Sternen und Kränzen

// O Tannenbaum
Adventskalender zum Selbermachen

// Winter auf Bornholm
Auf der dänischen Ostseeinsel fanden zwei Freundinnen endlich wieder Zeit zum Reden, Spazierengehen und um ins kalte Wasser zu springen

// Hygge probiert’s aus
Wir testen Alltags-Hacks. Diesmal: Vogelfutter selber machen

DIE NEUE HYGGE IST DA!

DIE NEUE HYGGE IST DA!

Ab sofort am Kiosk oder per Post zu dir nach Hause bestellen:
die neue Ausgabe von Hygge mit ganz viel Winterinspiration 

Noch kann die Winterjacke nicht in den Schrank. Aber das macht nichts. Denn gerade an grauen Tagen entdeckt man Überraschendes besonders gut. Wir halten die Augen auf:  

//Eine Geschichte in Bildern Von wegen grau! Der späte Winter steckt voller überraschender Farbtupfer!

//Das Leben anders sehen 
Der Jahreswechsel gilt als die Zeit der Neuanfänge. Wir haben sieben Menschen gefragt, wie sie gelingen und was sie Positives mit sich bringen

//Gegen das Vergessen
Drei Frauen machen mit ihren Projekten das Leben für Demenzkranke leichter und bunter

//Zeit für Kuchen
Köstliche Kuchen, die uns die Winterwochenenden versüßen

//Deftig vegan 
Herzhafte Rezepte ohne tierische Zutaten, die alle glücklich machen

//Wie auf Klassenfahrt 
Sechs Freundinnen reisen gemeinsam nach Tirol und haben so viel Spaß wie früher gemeinsam als Teenager

//Schön frostig
Kälte ist gesund und kann uns sogar glücklicher machen

//Zelten im Schnee
Unsere Autorin Anna Tiefenbacher hat im Zelt im Schnee übernachtet – und würde es wieder tun

Anleitung zum Hyggesein

Die Anleitung zum Hyggesein

In unserem Magazin HYGGE feiern wir das nordisch-entspannte Lebensgefühl. Aber worum geht es da eigentlich?
Hier kommt unsere hyggelige Anleitung.

Text: Merle Wuttke

1. Zusammen sein
Weil wir soziale Wesen sind, stärkt das Beisammensein mit anderen unsere Seele. Deshalb nehmen wir uns die Zeit, Momente und Erlebnisse mit Familie und Freunden (oder auch Fremden) zu teilen.

2. Gut essen
Nicht die Kalorien zählen, sondern der Genuss. Ob Kuchen, Schokolade oder das Glas Rotwein: Wenn wir esen, dann mit Vergnügen. Einfache Rezepte, gute Produkte und (fast) immer selbst gemacht

3. Im Jetzt leben
Unser Leben findet jetzt statt. Vom ersten Schluck Kaffee am Morgen bis zum Gute-Nacht-Kuss vom Kind, Mann (oder Hund) achten wir all die kleinen und großen Momente, die unser Leben besonders machen.

4. Alle sind gleich
Nicht unser Kontostand spielt eine Rolle, sondern die Großzügigkeit unsereres Herzens. In einer Gesellschaft, in der sich keiner über den anderen stellt, haben Neid und Intoleranz keine Chance.

5. Geborgenheit
Wir wissen, zu wem wir gehören und wo wir herkommen. Auf den wir zählen können: Familie und Freunde sind unser Fundament fürs Leben, durch sie fühlen wir uns beschützt.

6. Natur erleben
Der Duft von Jasmin im Frühsommer, das Knirschen von Schnee im Winter. Kopf und Kärper tut es gut, täglich Sonne, Wind und Regen auf dem Gesicht zu spüren.

7. Sich wohlfühlen
Unser Zuhause ist unsere Burg. Hier finden wir Ruhe und Frieden. Kerzen, warmes Licht, Pflanzen, Decken und Kissen und natürliche Materialien wie Wolle und Holz spenden Wärme.

8. Gelassen bleiben
Es gibt Zeiten, da laufen die Dinge ganz anders als geplant. Trotzdem findet sich irgendwie immer eine Lösung. Und die beste Erste Hilfe, um nicht in Panik zu geraten, bleibt nach wie vor: eine Nacht drüber zu schlafen.

9. Werte schätzen
Ein schöner Designerstuhl, ein Erbstück, das gemalte Kinderbild: Nicht die neuesten Trends, sondern ein persönliches Zuhause machen den Hygge-Stil aus.

10. Zufrieden sein
Natürlich: Höher, schneller, weiter geht immer. Macht nur nicht glücklicher. Viel besser: Sich über das Leben zu freuen, das man hat. Dankbarkeit ist ein Schlüssel für Lebensglück.

Aus Liebe zur Natur – und zum Backen

Rezepte

Aus Liebe zur Natur – und zum Backen

Pasta Madre, italienischer Weizensauerteig, braucht Zeit und Geduld. Bergbäuerin Vea Carpi, die auf einem abgeschiedenen Hof im Trentino lebt, hat diese traditionelle Art des Backens mit Mutterhefe für sich entdeckt – und lieben gelernt. Warum, erzählt sie hier

Fotos: Matteo Pavana, Vea Carpi, Giorgia Brunelli

Zwanzig Jahre ist es her, dass Vea Carpi der Liebe wegen ins oberitalienische Fersental zog. Zu Beginn erschien ihr die Natur rund um den abgeschie – denen Hof fast ein wenig bedrohlich, heute kann sie sich kein anderes Leben mehr vorstellen. Hier baut sie Gemüse an, verarbeitet Wolle – und versorgt die fünfköpfige Familie mit frischem Brot und anderem Backwerk. „Ich bin aber keine Bäckerin – sondern eine Bäuerin mit einer Leidenschaft für das natürliche Backen.“ Das bedeutet in ihrem Fall, dass sie seit Jahren zum Beispiel keine normale Backhefe mehr verwendet, sondern nur mit „Pasta Madre“, sogenannter Mutterhefe, backt.

SAUERTEIG AUF ITALIENISCH
Eigentlich ist Pasta Madre nichts anderes als ein herkömmlicher Sauerteig. Nur wird dieser aus Wasser und Weizen- statt wie oft aus Roggenmehl hergestellt. Diese Mischung bildet den Nährboden für Hefen und Milchsäurebakterien, die wiederum bei der Gärung des Teiges helfen. „Klar, mit Hefe geht es schneller. Aber ich rate, es mit Mutterhefe zu versuchen. Die Backwaren schmecken voller, sind leichter verdaulich und bleiben länger frisch.“ Mit Pasta Madre zu backen schenkt Vea das gleiche Gefühl wie ihr Gemüsegarten: „Man fühlt sich autark, autonom und selbstbewusst.“

WARUM SELBER BACKEN?
Viele Menschen entdecken gerade für sich Themen wie Selbstversorgung oder ein Leben in und mit der Natur. Dazu gehört auch, sich Zeit zu nehmen zum Backen. Vea ist überzeugt: „Gutes, selbst gemachtes Backwerk hat nicht nur eine lange Tradition. Es ist ein Nahrungsmittel, das uns nährt, die Menschen miteinander und mit der Natur verbindet.“

Vinschger Paarlen

 

VORTEIG: 20 g aufgefrischte Pasta Madre • 50 g Weizenmehl (Type 550) • 45 g Wasser

HAUPTTEIG: der Vorteig • 350 g Wasser • 500 g Roggenmehl • 50 g Weizenmehl (Type 550) • 1 TL Brotklee • 9 g Salz • ½ TL Anissamen • ½ TL Kümmelsamen

1. Am Abend den Vorteig zubereiten. Alle Zutaten gut vermischen und über Nacht ruhen lassen.

2. In der Früh (oder nach ca. 8 Stunden) alle Zutaten in eine Schüssel geben und zu einem glatten Teig verkneten. Den Teig auf ein bemehltes Teigbrett geben, noch einmal gut durchkneten und 6 kleine Kugeln formen. Diese auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech so verteilen, dass immer zwei nebeneinanderliegen: Durch das Aufgehen 

verbinden sie sich und werden Pärchen („Paarlen“). Alles mit etwas Roggenmehl bestreuen, mit einem Tuch bedecken und 2–3 Stunden ruhen lassen.

3. Bei 180 Grad ohne Umluft ca. 30 Minuten backen.

Zubereitungszeit: 15 Minuten plus Geh- und Backzeit

Brioches mit Bergfüllung

 

VORTEIG: 20 g aufgefrischte Pasta Madre • 50 g Weizenmehl (Type 550) • 45 g Wasser

HAUPTTEIG: der Vorteig • 120 g Milch • 1 Ei • 80 g Zucker • geriebene Schale von 1 Bio-Orange • 350 g Weizenmehl (Type 550) • 50 g weiche Butter

FÜLLUNG: 50 g Honig • 1 Msp. gemahlener Zimt • 1 Eigelb und 1 EL Milch zum Bestreichen • Mohnsamen zum Bestreuen

1. Am Abend den Vorteig zubereiten. Alle Zutaten gut vermischen und über Nacht ruhen lassen.

2. In der Früh (oder nach ca. 8 Stunden) die Milch, das Ei und den Zucker zum Vorteig geben. Anschließend die Orangenschale und das Mehl dazugeben und den Teig kneten, bis er weich, glatt und kompakt ist. Dann die weiche Butter nach und nach zugeben und weiterkneten. Den Teig zugedeckt bei Raumtemperatur ungefähr 8 Stunden ruhen lassen.

3. Für die Füllung Honig mit Zimt mischen. Nach 8 Stunden den Teig auf ein leicht bemehltes Teigbrett geben. Zu einem Rechteck ausrollen und mit einem Teigrad in spitze Dreiecke schneiden. Etwas Füllung

 auf die untere schmale Kante der Dreiecke geben und von dort aus einrollen. Die Brioches mit etwas Abstand zueinander auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und 1 Stunde bei Raumtemperatur ruhen lassen. Mit einer Mischung aus Eigelb und Milch bestreichen und mit Mohnsamen bestreuen. Bei 170 Grad ca. 20 Minuten backen.

Zubereitungszeit: 1 Stunde plus Geh- und Backzeit

BUCH-TIPP: Noch mehr herzhafte und süße Rezepte mit Mutterhefe von Vea Carpi bekommt man in ihrem ersten eigenen Backbuch Backen mit Pasta Madre. Zudem: Eindrücke und Geschichten von ihrem Hof und dem Leben in den Bergen. (Edition Raetia 27,50 Euro)

Von der Wiese auf den Teller

Rezepte

Von der Wiese auf den Teller

Prächtige Blüten machen nicht nur in der Vase oder im Blumenkranz etwas her, sie verfeinern auch Salat, Kuchen oder Cocktails. Komm, wir gehen pflücken!

Fotos: Warren Heat/ Bureaux.co.za

Roushanna Gray und Blüten – das ist eine blühende Verbindung. So pflanzt sie zum einen in ihrem Garten selbst essbare Blumen an und verrät: „Kornblumen schmecken würzig, Calendula eher pikant – und Stiefmütterchen grasig-frisch.“ Zum anderen bietet sie als „Wildsammlerin“ Touren in die Natur an, um mit Interessierten nach Blüten und Gräsern zu suchen, die später Gerichte verfeinern können. „Sammeln ist Teil unserer DNA, wir haben es nur verlernt. Ich bin froh, dass ich Menschen dabei helfen kann, die Freude daran wiederzuentdecken“, erklärt sie. Wer es einmal selbst mit dem Sammeln probieren möchte, sollte folgende Tipps beachten: Nur ungeschützte Wildblumen und nicht an Straßen oder in Parks pflücken. Junge Blüten schmecken am feinsten, und Duftveilchen, Malven, Stiefmütterchen, Jasmin und Margeriten sind gut für den Verzehr geeignet. Wer zunächst nur Rezepte ausprobieren möchte, bekommt essbare Blumen auf dem Wochenmarkt am Kräuterstand oder online über Gärtnereien.

Erdbeertorte

Für 1 Torte:

FÜR DEN BISKUITTEIG:
4 Eier (Kl. M) • Salz • 6 TL Zimt • 130 g Zucker • 130 g Mehl (Type 405)

FÜR DIE CREME:
6 Blatt weiße Gelatine • Mark von 1 Vanilleschote • 3 Eigelb (Kl. M) • 125 g Zucker • 125 ml Milch • 350 g Schlagsahne • ca. 400 g Erdbeeren • 250 g Mascarpone

AUSSERDEM: Springform (à 24 cm Ø)
•2 Handvoll essbare Blüten zum Garnieren

1. Backofen auf 180 Grad (Umluft 160 Grad) vorheizen. Boden der Springform mit Backpapier auslegen. Für den Biskuitteig die Eier trennen. Eiweiß mit 1 Prise Salz steif schlagen, dann Zimt und Zucker einrieseln lassen und weiterschlagen, bis der Eischnee ganz dick ist. Eigelb kurz unterrühren, Mehl darübersieben und mit einem Schneebesen unterziehen. Biskuitteig in die Form geben, glatt streichen und 20–25 Minuten auf mittlerer Schiene backen. Auf einem Gitter abkühlen lassen.

2. Inzwischen für die Creme die Gelatine in kaltem Wasser einweichen. Vanillemark mit Eigelb, Zucker und Milch in einer Edelstahlschüssel über einem heißen Wasserbad mit dem Schneebesen cremig aufschla – gen. Gelatine ausdrücken und in der warmen Creme auflösen. Die Creme vom Wasserbad nehmen und lauwarm abkühlen lassen. Währenddessen Sahne steif schlagen, dann abgedeckt kalt stellen. Die Erdbeeren putzen und längs halbieren

3. Biskuitteig aus der Form lösen, Form säubern und wieder zusammensetzen. Teig waagerecht halbieren, die untere Hälfte wieder in die Form setzen. Mascarpone in einer Schüssel mit den Quirlen des Handmixers kurz verrühren, dann die lauwarme Eiercreme unterrühren. Sahne behutsam unterheben und Creme 30 Minuten kalt stellen, dann glatt rühren. Die untere Tortenhälfte mit etwa einem Drittel der Creme bestreichen. Die Erdbeeren darauf verteilen, ein weiteres Drittel Creme darüber verteilen. Mit der zweiten Teighälfte bedecken, leicht andrücken. Die restliche Creme auf der Torte verteilen. Im Kühlschrank mindestens 4 Stunden, besser über Nacht, kalt stellen.

4. Erdbeertorte mit einem in heißes Wasser getauchten Messer aus der Form lösen und auf eine Platte setzen. Mit essbaren Blüten verzieren.

Zubereitungszeit: 80 Minuten plus Back- und Kühlzeit

Blumige Sommerrollen

 

Für 8 Stück:

3 EL Sojasauce • 1 EL Sesamöl • 1 EL Chilisauce • 250 g Tofu natur • 1 Avocado • 100 g Möhren • 1/2 Bund Thai-Basilikum • ca. 4 kleine Kopfsalatblätter • 8 Reispapierblätter • essbare Blüten

1. Sojasauce, Sesamöl und Chilisauce in einer kleinen Pfanne erhitzen, Tofu würfeln und darin anbraten. Herausnehmen und abkühlen lassen.

2. Das Fruchtfleisch der Avocado fein schneiden, die Möhren mit einem Sparschäler in feine Streifen schneiden. Die Blätter des ThaiBasilikums grob hacken, den Kopfsalat in Streifen schneiden.

3. Die Reispapierblätter nacheinander in lauwarmes Wasser legen. Wenn sie weich sind, aus dem Wasser nehmen und auf einem Holzbrett ausbreiten. Die Füllung in einem breiten Streifen auf den Kreis legen, oben und unten ein wenig Platz lassen. Mit den essbaren Blüten anfangen, damit man sie später sieht. Tipp: Dazu passt ein süßer Chili-Dip oder Sojasauce.

Zubereitungszeit: 30 Minuten

Und jetzt was Süßes…

Essen

Und jetzt was Süßes...

Manchmal muss es einfach was Süßes sein, morgens zum Frühstück oder auch zwischendurch. Die Schweizer Bloggerin Nadia Damaso (Eat Better Not Less) hat köstliche Rezepte zusammengestellt – und das ganz ohne Zucker

Fotos: Nadia Damaso, Gian Giovanoli 

Power-Blaubeer-Bowl

 

Für 1 Portion:

1 EL Mandelblättchen • 250 g TK-Blaubeeren • 1 Banane • 200 ml Mandelmilch oder andere Pflanzenmilch • 2 TL flüssiger Honig oder Agavensirup • 2 TL Chiasamen • 3 TL Sonnenblumenkerne • nach Belieben etwas Mandelextrakt • 2–3 TL Mandelbutter • 1 TL gemahlener Zimt • 2 Handvoll Spinatblätter • 1–2 EL frische Blaubeeren

1. Mandeln in einer Pfanne ohne Fett goldbraun rösten, auskühlen lassen. TK-Beeren mit Banane, Milch, Honig, 1 TL Chiasamen, 1 TL Sonnenblumenkerne, Mandelextrakt und -butter, Zimt und Spinat sehr fein pürieren, bis der Spinat nicht mehr sichtbar ist. In eine kleine Schüssel füllen.

2. Blaubeerbowl mit Mandelblättchen, 2 TL Sonnenblumenkernen, 1 TL Chiasamen und Blaubeeren toppen.

Brombeer-Himbeer-Shake

 

 

Für ca. 1-2 Portionen:

Je 150 g Brom- und Himbeeren, frisch oder TK (aufgetaut) • 4 TL flüssiger Honig oder Agavensirup • 150 ml Milch • Mark von 1 Vanilleschote • 200 g griechischer oder Sojajoghurt • 1 TL Zitronensaft • 2 EL gehackte Nüsse, Sorte nach Belieben

AUSSERDEM: Weithalsflaschen à ca. 250 ml Inhalt

1. Je 50 g Himbeeren und Brombeeren mit 3–4 EL Wasser und 2 TL Honig pürieren, dann das Fruchtmus auf die Flaschen verteilen.

2. Restliche Beeren, bis auf einige zum Garnieren, mit 2 TL Honig, Milch, Vanillemark, Joghurt und Zitronensaft fein mixen, evtl. etwas mehr Milch zugießen, je nach gewollter Konsistenz.

3. Milchshake auf das Fruchtmus gießen. Für das Muster einen Löffel von unten schräg nach oben entlang der Wände des Glases ziehen. Mit Nüssen und Beeren garnieren.

BUCH-TIPP: Nadia Damaso folgt mit ihrer kreativen und gesunden Küche ihrem Credo „Eat Better Not Less“. Von Frühstück bis Dessert – ihre Rezepte machen Spaß.
36,80 Euro, Fona Verlag

Lieblingsrezept Quarkbrötchen

Lieblingsrezepte

"Sie machen einfach glücklich!"

Redakteurin Vivian Alterauge backt gern Quarkbrötchen. Auch, weil sie viel Zeit zum Zusammensein lassen

Fotos: Uta Gleiser

Quarkbrötchen

Ca. 10 Stück:

FÜR DEN TEIG:
500g Speisequark (20% Fett) • 250g Dinkelmehl • 1 TL Backpulver • Salz • 2 Eier (Kl. M) • 3 EL Honig • ca. 5 EL Milch 

In unserer Familie wurde lieber gekocht als gebacken. Selbst zu Weihnachten rührte meine Mutter Mandelsplitter in Butterkaramell und portionierte sie auf Oblaten zu Florentiner Keksen. Zum Geburtstag bekam jeder eine Kalte Schnauze, diese Kakaobombe aus Kokosfett mit Butterkeksen aus dem Kühlschrank. Der Backofen kam erst regelmäßig zum Einsatz, als meine Schwester und ich begannen, unser eigenes Ding zu machen. Quarkbrötchen sind, zugegeben, keine hohe Back-kunst, dafür im Wortsinn kinderleichtes Einsteiger-Gebäck: keine Hefe, kein Eiertrennen, trotzdem saftig, goldbraun und köstlich. Reichlich mit Marmelade und Nutella bestrichen, waren sie für uns der Inbegriff von Frühstücksglück. Meist hatten wir die Brötchen schon aufgegessen, bevor sie überhaupt ausgekühlt waren. Meine Schwester blieb dem Backofen seitdem treu: Sie hat sich zur Kuchenvirtuosin der Familie entwickelt. Aber wenn wir uns treffen, kann ich sie immer noch für die beglückende Schlichtheit der Quarkbrötchen begeistern. Für das einmalig samtige Essgefühl. Und für die gemeinsame Zeit zum Rumlümmeln und Essen, die nach der Zubereitung noch bleibt.

BACK-ANLEITUNG
1. Quark in einem feinen Sieb etwa 15 Minuten abtropfen lassen.

2. Mehl, Backpulver und 1 Prise Salz in einer Schüssel mischen. Mit den Eiern verrühren, danach den Quark und Honig untermixen. 

3. Ofen auf 180 Grad Umluft vor- heizen. Den Teig mithilfe von zwei Esslöffeln zu kleinen Kugeln bzw. Häufchen formen und auf ein mit Backpapier belegtes Blech setzen. Jedes Brötchen in der Mitte kreuz-weise einschneiden. 

4. Die Quarkbrötchen auf mittlerer Schiene 10 Minuten backen, dann herausholen und kurz mit Milch bestreichen, so werden sie schön goldgelb. Danach noch weitere 15 Minuten fertig backen. Am besten schmecken sie frisch aus dem Ofen. 

Zubereitungszeit: 15 Minuten plus Backzeit



„Es macht nichts, wenn der Teig sehr klebrig ist. Dann werden die Brötchen besonders saftig.“





 

 

 

 

„Quarkbrötchen schmecken auch toll mit ein bisschen geriebener Zitronenschale oder Zimt im Teig.“

 

 

 

Wie teilen uns verbindet

Geschrieben von Christiane Stella Bongertz

Wie teilen uns verbindet

Einen Garten, ein Auto, Werkzeug oder Kleidung gemeinsam zu nutzen, ist nicht nur praktisch und nachhaltig. Es beschert uns auch ganz neue Kontakte. Autorin Christiane Stella Bongertz erlebte es in ihrem Wohnviertel – und schaute sich den Trend zum Sharing daraufhin einmal genauer an

Foto: Elaine Casap/unsplash

Der leichte Wind lässt Sonnenflecken auf dem Waldboden tanzen. Es duftet nach Laub, irgendwo zetert eine Amsel im Gebüsch. Vielleicht hat sie das alte Christiania-Lastenfahrrad erschreckt, mit dem mein Mann Joakim vor mir über den Weg rumpelt und aus dem mir unsere Tochter energisch zuwinkt, damit ich nicht den Anschluss verpasse: „Komm, Mami! Schneller!“ Ich muss grinsen. Über ihre Ungeduld – und weil ich mich freue, dass aus unserem Sonntagsausflug doch noch etwas geworden ist. Ohne das Lastenrad, das unser Nachbar Markus zur freien Nutzung für alle in unseren gemeinsamen Innenhof gestellt hat, hätten wir wohl passen müssen, als heute früh die Kette an Joakims Rad abgesprungen ist. So stand die Alternative schon bereit.

Als wir einzogen in unsere Wohnung im schwedischen Helsingborg, waren uns die Nachbarn noch genauso fern, wie ich es aus Essen, Köln und Hamburg kenne. Zwar gibt es hier, wie in schwedischen Städten üblich, einen lauschigen geteilten Innenhof mit Sitzecken und Blumenbeeten. „Geteilt“ war anfangs allerdings ein eher theoretisches Attribut. Sobald jemand draußen war, verzog sich der Nächste in den am weitesten davon entfernten Winkel. Mehr als ein „Hej“ wurde selten ausgetauscht. Doch so vor fünf, sechs Jahren begann sich etwas zu verändern. Das war, als Carina – eine Künstlerin, die hier schon als HippieTeenie in den Sechzigern gelebt hat – die Idee mit den Pflanzkübeln hatte. Dort hinein setzte sie Kräuter, in anderen Beeten wichen Zierbüsche Zucchini- und Quittenpflanzen. Ernten und Unkraut jäten durften ausdrücklich alle. Einige Monate später zogen neue Nachbarn ins Karree, Anna und David. Inspiriert von Carinas Vorstoß pflanzten sie Tomaten in ein Hochbeet. Und ergriffen die Initiative, den alten Gemeinschaftsgartenmöbeln einen neuen Anstrich zu verpassen. Als die beiden an einem sonnigen Tag gut gelaunt die Pinsel im Hof schwangen, ging es ein bisschen zu wie in Mark Twains Geschichte, in der Tom Sawyer einen Zaun streicht und alle Vorbeigehenden Lust bekommen, mitzumachen: Mein Mann fegte die Wege, eine Nachbarin kramte Salatsaat aus der Küchenschublade und bestellte das nächste Beet, ich kochte Kaffee und stellte ihn mit vielen Tassen nach draußen. Es war, als hätte unter der Oberfläche eine Sehnsucht nach Gemeinsamkeit geschlummert, die nur darauf gewartet hat, ein Ventil zu finden. 

„Es geht um den Zugang zu Dingen, wenn sie gebraucht werden, nicht um Besitz.“

Dominika Wruk, Wirtschaftswissenschaftlerin und Leiterin des Forschungsprojekts „i-share“

DIE SEHNSUCHT NACH GEMEINSCHAFT
Waren bei uns die neuen Nachbarn der Katalysator, helfen anderswo Online-Plattformen, sich zusammenzuschließen. Wie etwa nebenan.de, das Gründer Christian Vollmann 2014 nach dem Vorbild des US-amerikanischen Nextdoor nach Deutschland gebracht hat. Das Prinzip: Man registriert sich in einem Netzwerk, das die direkte Nachbarschaft abbildet. User sehen nur die Einträge von Leuten in ihrer Nähe. So können sie leicht gemeinsame Aktionen anstoßen, etwa ein Fest organisieren oder zusammen einem Bienenvolk eine Heimat geben. Sich helfen, wenn gerade FOTO ein Schrank eine Treppe hochgetragen werden muss oder eine Katze ausgebüxt ist. Und natürlich teilen – die selten gebrauchte Bohrmaschine zum Beispiel. Aber genauso eine grandiose Pflaumenernte, ein tolles Apfelkuchenrezept und freie Zeit zum Babysitten oder einfach zum gemeinsamen Kaffeeklatsch.

Online verankerte Nachbarschaftsnetzwerke sind eines der jüngeren erfolgreichen Beispiele der blühenden Sharing-Kultur. Nebenan.de hat schon über eine Million User. Aber auch schon lange bestehende Konzepte wie Mitfahrzentralen erfreuen sich wieder steigender Beliebtheit. Ergänzt werden sie von neuen Ideen wie etwa Apps, mit denen sich Tickets für öffentliche Verkehrsmittel teilen lassen. Oder Artotheken, wo sich jeder Kunst leihen und übers Bett hängen kann. Insgesamt etwa zweieinhalbtausend Sharing-Initiativen und -Organisationen gibt es allein in Deutschland. Diese brandaktuelle Zahl stammt aus dem Forschungsprojekt „i-share“, in dem Wirtschaftswissenschaftler von fünf Unis in Deutschland und Österreich die neue Lust am Teilen untersuchen. Einen der Gründe für den Trend zum Teilen vermuten Forscher im Wunsch nach menschlicher Nähe in einer Zeit, in der sich das soziale Leben immer mehr ins Internet verlagert – vielen Projekten dient das Teilen dagegen vor allem zur Organisation realer Begegnung. Dazu kommt ein verändertes Verhältnis zu Eigentum. Vor allem Jüngeren unter vierzig geht es verstärkt um den Zugang zu Dingen, wenn sie gebraucht werden, nicht um Besitz. Das bestätigt unter anderem auch eine im vorigen Jahr veröffentlichte Untersuchung der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers. Aber auch die Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2008 spielt eine Rolle, sagt Dominika Wruk aus dem „i-share“-Forscherteam: „Menschen haben sich einerseits nach neuen Einkommensquellen und andererseits nach Einsparmöglichkeiten umgesehen.“ So schaffen die einen ein zusätzliches Einkommen dadurch, dass sie nicht genutzten Wohnraum oder ihr Auto vermieten, die anderen sparen im Urlaub, indem sie genau dies in Anspruch nehmen. Aber neben diesem eher eigennützigen Trend hat die Krise noch etwas anderes angestoßen. „Sie hat eine stärkere Kritik am Wirtschaftssystem ausgelöst. Auch Forderungen nach alternativen Systemen werden lauter. Hin zu sozialer Fairness und mehr ökologischer Nachhaltigkeit“, sagt Dominika Wruk.

MEHR FAIRNESS UND NACHHALTIGKEIT
Eines dieser Systeme ist foodsharing.de, ein Netzwerk, in dem sich meine Essener Freundin Sanne engagiert. Sie ist eine der Ehrenamtlichen, die noch essbare, aber in den Läden aussortierte Lebensmittel vor dem Müll retten. Dazu holen die Helfer sie bei kooperierenden Betrieben ab und deponieren sie an zentralen Punkten, wo sich jeder daran bedienen kann. „Ich mache das, weil für jedes Lebensmittel Menschen gearbeitet haben, Wasser und Treibstoff verbraucht und Treibhausgase erzeugt wurden“, erklärt Sanne. „Außerdem habe ich hier viele tolle Freunde gefunden.“ Mitgegründet wurde der Verein vom Kölner Dokumentarfilmer Valentin Thurn. Er hatte für einen Film über die Wegwerfgesellschaft recherchiert, dass die Hälfte aller Lebensmittel im Abfall landet. Als er mit Foodsharing 2012 aktiv wurde, erlebte er unmittelbar den Effekt: Er gab Äpfel vom eigenen Baum weiter und erhielt prompt von einer jungen Frau selbst gezogenen Mangold. „Wer gibt, dem wird gegeben werden“, sagt er. Kann ich unterschreiben. Als wir neulich im Innenhof eine Runde ofenwarmer Zimtschnecken geschmissen haben, kam unsere Nachbarin Catharina kurz drauf mit einer Papiertüte voller Birnen aus ihrem Schrebergarten vorbei. Und unser selbst gebackenes Brot hat uns schon Grünkohl und Rote Bete eingebracht – alles bio. 

Foto: Spencer Davis/unsplash

„Da schmilzt das Argument, ökologisch zu leben sei zu teuer, wie ein Eis in der Sonne.“

Niko Paech, Ökonom und Nachhaltigkeitsforscher. Er gilt als vehementer Verfechter der Wachstumskritik.

SCHÖNES FÜR WENIG GELD
Seit ich oft genau weiß, wo das, was auf meinem Teller liegt, herkommt, habe ich mehr Ehrgeiz entwickelt, auch den letzten Rest zu verwerten. Und mir ist bewusster, dass auch hinter Lebensmitteln, deren Erzeuger ich nicht kenne, mühevoller Einsatz steckt. Menschen, die sich in Initiativen der Solidarischen Landwirtschaft – den Solawis – 30 hygge zusammenschließen, sind da sogar noch näher dran. Mitglieder erhalten regelmäßig eine Kiste mit allem, was der Hof eines Biobauern produziert. Dafür zahlen sie einen Monatsbeitrag und leisten einen gewissen Arbeitseinsatz bei Ernte, Transport oder Verteilung. Das kostet Zeit, lohnt sich aber. „Menschen, die sich zumindest graduell selbst versorgen, sparen viel Geld“, weiß der Ökonom und Wachstumskritiker Niko Paech, der gerade ein Forschungsprojekt zu „transformativen Wirtschaftsformen im Ernährungsbereich“ beendet hat. „Da schmilzt das Argument, ökologisch zu leben sei zu teuer, wie ein Stück Eis in der Sonne.“

Zeit ist in der Sharing Economy die wichtigste Währung – auch in Sachen Mode. Wer aus Altkleidern oder Stoffresten neue stylishe Stücke schneidert, macht das nicht in fünf Minuten. Und auch wer wie ich die meiste Kleidung secondhand kauft, braucht oft mehr Geduld, bis er etwas Passendes findet. Eine Alternative ist das Mieten. Bei der Hallenserin Künstlerin Astrid Bredereck kann man sich zum Beispiel online Kindersachen leihen – praktisch, die Kleinen wachsen schließlich rasant aus allem raus. Die Idee kam ihr, nachdem sie Schwierigkeiten hatte, gebrauchte Ökokleidung für ihr Baby zu finden. Kunden des Unternehmens – das sich Astrid inzwischen mit allen Mitarbeitern in einer Purpose GmbH teilt – können sich für den Zustand der Sachen entscheiden: neu, sehr gut, gut oder „Räubersachen“. So nannte Astrids Mutter die Klamotten, mit denen man sich bedenkenlos im Schlamm wälzen konnte und so nannte Astrid auch das Startup Räubersachen. „Damit gleich klar ist, dass die Sachen zum Tragen gedacht sind“, erklärt sie. Wenn sie dabei ein Löchlein bekommen, ist das kein Problem – das Stück wird geflickt und landet in der nächstgünstigeren Kategorie. „Durch das Reparieren fließt Liebe in die Sachen hinein“, erklärt Astrid. Man sieht’s: Die Löcher werden mit wunderschönen Motiven geschlossen, die sich aus Form und Struktur des Schadens ergeben, vom Kolibri übers Ginkgoblatt bis zum Frosch. „Ich liebe den Gedanken, dass Familien, die sich nur die ,Räubersachen‘ leisten können, die schönsten Kleider bekommen.“ Weil das so gut ankommt, sind inzwischen auch Workshops im Angebot, in denen man die vergessene Kunst des Lochstopfens lernen kann. 

Foto: Alyssa Srohmann/unsplash

EINE TIEFKÜHLTRUHE FÜR ALLE
Überhaupt ist Reparieren ein großes Thema in einer Kultur des Teilens. Eigentlich klar: Wenn viele Menschen dieselben Dinge nutzen, werden die stärker beansprucht. In vielen Städten gibt es darum mittlerweile Repaircafés, wo handwerklich Begabte ihr Wissen darüber teilen, wie sich Kaputtes wieder auf Vordermann bringen lässt. Eines soll demnächst im Kulturhaus entstehen, in dem das Studio der Band meines Mannes liegt. Seit ich das weiß, werfe ich defekte Geräte wie meinen alten Lautsprecher nicht mehr weg. Bei uns im Müllraum steht inzwischen ein Regal, in dem nicht mehr gebrauchte Dinge den Nutzer wechseln: Krimis, Geschirr, Spielzeug, Staubsauger. Im Schuppen zog eine Tiefkühltruhe für alle ein. So muss sich niemand so ein Trumm in die Wohnung stellen, und sie wird optimal ausgenutzt, das spart Energie. Ein Fensterputzgerät und anderes Werkzeug nutzen wir ebenfalls gemeinsam. Und keiner verdrückt sich mehr, wenn irgendwo im Hof eine Tür aufgeht. Ich freue mich schon auf unser Herbstaufräumen, bei dem wir gemeinsam Blätter fegen, die Sommermöbel einmotten und anschließend den ersten Glögg des Jahres trinken. Der Gewinn, den ich empfinde, seit unser Karree zu einer Art Dorf geworden ist, lässt sich nicht in Geld messen. Ich teile nicht nur, ich bin Teil von etwas geworden.

IN EUROPA werden jährlich 88 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen.
40 000 aktive Foodsaver in Deutschland, Österreich und der Schweiz versuchen, das zu ändern.

TEILEN MACHT glücklich, Egoismus nicht – das ergab eine Studie der Uni Lübeck. Die Teilnehmer durften wählen, ob sie eine bestimmte Summe für sich oder andere ausgeben.

WENN WIR alle jedes
gekaufte Kleidungsstück zwei Jahre anstatt wie im Schnitt üblich ein Jahr lang tragen würden, könnten wir die CO2-Emissionen um 24 Prozent reduzieren.

Mein Stück vom Grün

Geschrieben von Vivian Alterauge

Mein Stück vom Grün

Die Wartelisten von Gartenvereinen wachsen, Gemeinschaftsgärten in Städten sprießen auf Industriebrachen: Unsere Lust auf Gärtnern ist riesengroß, auch unsere Autorin nennt sich seit Neuestem Schrebergärtnerin. Warum tut uns das Buddeln so gut? Und wie finden wir dabei zusammen?

Foto: Alicia Brown/ stocksy

Und dann ist es so weit: Ich stehe in meinem Garten! Das hochgewachsene Gras kitzelt die Knie, aus den Hochbeeten wuchern Disteln und Brennnesseln, die Erde in den Beeten türmt sich – von Schrebergartenpingeligkeit keine Spur. Egal, fortan ist dies mein Stück Grün, das ich umgraben und bepflanzen kann. Obwohl hier noch nichts so aussieht, wie ich es mir wünsche, sehe ich mich bereits mit Freunden und Familie auf der Terrasse sitzen und Kräuterlimo trinken und freue mich darauf, mich nach einem Arbeitstag müde zu harken.

Es ist noch nicht lange her, da belächelte ich die Schrebergärtnerinnen unter meinen Freunden: zu viele Regeln, zu viel Arbeit. Dann kam die Zeit, in der ich monatelang auf Rückrufe von Gartenvereinen hoffte. Jetzt endlich hat sich mit dieser Parzelle ein kleiner Traum erfüllt. Der Traum von unserer eigenen grünen Insel.

Diese Garteneuphorie teile ich mit vielen Menschen: Jeder zweite Deutsche, erfahre ich bei der Recherche, besitzt einen eigenen Garten. Hinter dem eigenen Haus, vor der (Miet-)Wohnung oder, wie wir, im Gartenverein. Dazu kommen über 700 eingetragene Urban-Gardening-Standorte sowie weit über 100 Äcker verschiedener Anbieter, auf denen man sich ein fertig bestelltes Gemüsebeet anmieten kann. Gartenarbeit boomt. Den Gartentherapeuten Andreas Niepel, Leiter der Abteilung Gartentherapie an einer Reha-Klinik sowie Autor verschiedener Fachbücher zum Thema und Gründer von gartentherapie.de, wundert das nicht. „Mit einem Garten schaffen wir uns, frei nach dem Garten Eden, eine ideale Welt, einen Ausgleich für das, was uns im Alltag belastet.“ Der Garten quasi als Kontrastprogramm zu unserem digitalen, dauerfeuernden Leben – ein analoges Paradies, das nach einfachen Regeln funktioniert. 

„Mit dem Garten schaffen wir uns eine ideale Welt fern der Alltagsbelastung.“

Andreas Niepel, Präsident der Internationalen Gesellschaft GartenTherapie

WIE DER GARTEN UNSERER PSYCHE HILFT
Und das ganz unterschiedliche Bedürfnisse anspricht. Schon in der Antike schätzte man Gärten als gesellige Orte der Entspannung. Moritz Schreber brachte im 19. Jahrhundert schließlich die Idee in die Gesellschaft ein, dass Gartenarbeit gut für die Gesundheit sei. Er sorgte sich vor allem um die Familien, die in Städten in beengten Verhältnissen und ohne Grün lebten – und setzte sich für Orte ein, an denen die arme Bevölkerung Gemüse anbauen und sich die Kinder an der frischen Luft bewegen konnten.

Inzwischen aber, so klärt mich der Gartentherapeut Andreas Niepel weiter auf, geht es beim Gärtnern meistens um unser geistiges Wohlbefinden: Gartenarbeit befriedigt nämlich all unsere psychologischen Grundbedürfnisse. Zum einen erfahren wir die Natur buchstäblich hautnah und mit allen Sinnen – Mückenstiche und Sonnenbrand eingeschlossen. Wir riechen duftende Sträucher und knabbern die Beeren vom Strauch, wir schwitzen, sehen die Pflanzen erblühen und welken. Zum anderen kommen wir im Kleingarten oder beim Urban Gardening mit anderen ins Gespräch. Diese Erfahrungen regulieren unseren Hormonspiegel im Körper, wir bauen Stress ab und bekommen bessere Laune, weshalb man die Arbeit im Garten auch „Green Exercise“ nennt, wie die Psychiaterin und Therapeutin Sue Stuart-Smith in ihrem Buch Vom Wachsen und Werden (Piper) erzählt.

Foto: Jean Carlo Emer/unsplash

Mein kleiner Spross von Gartenwunsch wuchs mit der Geburt meiner Tochter, als das Draußensein eine neue Bedeutung gewann. Schließlich wusste schon Hildegard von Bingen: Der Mensch kann nur gedeihen, wenn die Natur gedeiht. Ich kannte zwar allerlei Studien, die belegen, wie glücklich Bäume und Felder machen, aber erst draußen bemerkte ich dann selbst, wie Ärger, Sorgen oder Wachstumsschmerzen abfielen. Und ich erfuhr, wie süß die Belohnung des Gärtnerns schmecken kann. Denn mittlerweile hatten wir – noch gartenlos – angefangen, auf dem Balkon Gurken, Tomaten und Erdbeeren anzubauen. „Selbst gezogenes Gemüse wird immer besser schmecken als das gekaufte, schon allein, weil wir uns damit für unsere Arbeit belohnen“, erklärt mir Gartentherapeut Niepel. Tobias Paulert, Mitbegründer der Mietgärten Ackerhelden, kennt einen weiteren Grund, warum es die selbst gezogene Möhre sein muss: „Menschen wollen wieder viel mehr wissen, woher ihr Gemüse kommt. Dazu gehört auch, in welchen Böden sie gewachsen sind.“ Wer einen Garten anmietet, erntet nicht nur das eigene Bio-Gemüse, sondern sorgt gleichzeitig dafür, dass die Erde biologisch bewirtschaftet wird – so bekommt man nicht nur etwas für seine Mühe, sondern gibt auch etwas Sinnvolles an die Natur zurück. Irgendwann wollte auch ich gärtnerisch wachsen; von vier Quadratmetern Balkon zu knapp 400 Quadratmetern Schrebergarten. Bei der großen Nachfrage nach Parzellen ist das, zumindest in der Großstadt, eine Geduldsprobe.

"Beim Gärtnern ist es leicht, Verschiedenheit und Anderssein anzuerkennen.“

Andrea Baier, Entwicklungssoziologin, die zu Urban Gardening forscht

ZITTERNDE ARME UND GARTEN-KATHARSIS
Monate und flehende Telefonate später fanden wir schließlich doch „unsere“ Parzelle: Viel zu weit von unserer Wohnung entfernt, karg bepflanzt. Wir unterschrieben dennoch, und dann stand ich da, in Gummistiefeln und Latzhose, Karikatur einer Gärtnerin, und pflanzte zunächst – es war Hochsommer und alle Sähfristen waren verstrichen – wie berauscht Blumenstauden in die Erde, Sonnenhut, Rittersporn, Lavendel, es sollte leuchten und duften. Ich schwitzte und ächzte unter den schweren Säcken mit Erde, hob mit Zitterarmen und Wackelknien Spaten und Harke an, abends fühlte ich mich, als hätte ich einen Ironman hinter mir. Aber: Die Gedanken ruhten und in meiner Erschöpfung fühlte ich mich selig. Therapeutin Sue Stuart-Smith spricht daher auch von einer „Garten-Katharsis“ nach getaner Arbeit. Ich kann sie sehr gut verstehen.

Doch Garten ist natürlich nicht immer pures Glück: Die ersten Schnecken tolerierte ich, als sie aber binnen weniger Tage alle Dahlienköpfe abknabberten, wurde ich zum ersten Mal wütend auf die Natur. Seitdem karren meine Familie und ich sämtliche Schnecken auf eine Brache am Ende der Gartensiedlung, in der Hoffnung, sie kehren nie wieder zurück. Gärtnern bedeutet auch, Niederlagen hinzunehmen. „Wir lernen auszuhalten“, sagt Andreas Niepel. Das klappt im Grünen oft schonender als im echten Leben und kann eine Übung für kommende Krisen sein.

Foto: - Charlotte Schreiber

RATSCHLÄGE ÜBER DEN GARTENZAUN
Sehr schnell verstand ich auch, dass Gärten, wie Niepel erklärt, „Orte der Integration“ sind. An unserem zweiten Tag streckte unsere Nachbarin Gisela zum ersten Mal ihren Kopf über den Zaun: „Ihr seid also die Neuen. Na, da habt ihr ja viel Arbeit vor euch“, stellte sie fest, und bevor ich etwas erwidern konnte, drückte sie uns einen Ableger ihrer Himbeeren und eine Schubkarre für das Kind in die Hand, die habe sie noch über.

Diese Gartenzaungespräche, lernte ich, sind der soziale Kitt im Vereinswesen. Ob man die riesigen Sonnenblumen des Nachbarn lobt, nach einer Sense für das hochgeschossene Gras fragt oder dem ultimativen Wühlmausschreck: Immer hat jemand eine Antwort für uns, manchmal deutlicher, als wir es uns wünschen. Am Ende schätzen wir auch ein über den Zaun gebelltes: „Passt auf, dort liegt die Stromleitung!“ Unser Gartenwissen wuchs binnen kurzer Zeit wie von selbst.

GEMEINSAM ETWAS BEWEGEN
Gärtnern schweißt zusammen. Das beobachtet auch Andrea Baier. Sie arbeitet bei der Stiftung Anstiftung und forscht seit Längerem zum Urban Gardening. „Beim Gärtnern ist es vergleichsweise leicht, Verschiedenheit und Anderssein anzuerkennen und auf dieser Grundlage das Zusammenleben auszuhandeln“, sagt sie. Ob beim Zaungespräch oder der Planung eines Gemeinschaftsgartens in der Stadt. „Dort braucht man viele Talente“, so Baier, theoretisch, handwerklich, aber auch sozial: „solche, die sich mit Kräutern auskennen, Leute, die Hochbeete bauen, und solche, die gut mit Kindern umgehen können.“ Plötzlich kommen ganz unterschiedliche Menschen zusammen, die aber gemeinsam etwas im Kleinen bewegen wollen: etwa ihr Viertel verschönern, Insekten Lebensraum bieten oder ökologisch gezogenes Gemüse ernten. „Man tauscht und teilt, merkt aber auch, dass Wachstum nicht geradlinig ist, sondern es immer wieder ein neues Werden und Vergehen gibt. Die gemeinsame Verantwortung für Natur und Gesellschaft wird so sichtbar“, sagt Baier. Sie freut sich besonders darüber, dass in Urban-Gardening-Projekten oft Obdachlose und Geflüchtete eingeladen werden mitzumachen und sich so wieder oder noch mehr in der Gemeinschaft verwurzeln.

Mit unserem Garten sind auch wir als Familie noch mal anders zusammengewachsen, haben gelernt, Bedürfnisse, etwa nach Ruhe, offener anzusprechen – und: Der Garten ist unser erstes großes Projekt zu dritt. Der britische Arzt und Schriftsteller Thomas Fuller sagte einst: „Es wachsen viele Dinge im Garten, die dort nie gesät wurden.“ Jetzt weiß ich, was er damit meint.

Gärten für alle

> Schrebergarten <
Auf der Seite des Bundesverbands Deutscher Gartenfreunde (kleingarten-bund.de) finden sich alle wichtigen Infos.

 

> Mietgärten <
Hier müht man sich nicht mit Samenkauf und Anzucht, sondern mietet eine bestellte Parzelle. Werkzeuge, Gießwasser, Pflegeanleitungen und Beratung inklusive. Ab ca. 200 Euro im Jahr, etwa bei ackerhelden.de (bio) oder meine-ernte.de

 

> Urban Gardening <
Mitmachen darf jeder und jede: Es gibt ganz kleine Projekte mit ein paar Plastiktöpfen und große wie die Prinzessinnengärten in Berlin. Infos z. B. über anstiftung.de